Ode an die Freude an einem Palmkatzerl.

Palmkatzerl sind schnöde Gewächse. Wenn wir nicht schon eines im Garten gehabt hätten, wäre ich, glaube ich, nicht auf die Idee gekommen, eins zu setzen – umso mehr muss man sie ans Gärtnerherz legen. Finde ich. Denn es verhält sich wachstumstechnisch wie ein Unkraut und macht mannigfaltigst Freude.

Es ist eine der ersten Pflanzen, die im Frühjahr blüht und das macht die Salweide eben zur Weide für Bienen: Staunend stehe ich im März unterm Baum und versuche, die Bienen, die ich zu Dutzenden summen höre, auch mit den Augen wahrzunehmen. Da brummt’s, dass einem das Herz vor Glück hüpft. Einfach Video ansehen und lauschen.

Noch vor der Blüte freut man sich über den Osterschmuck – was wäre der Hase ohne Palmzweige?

Ich kann einfach nicht genug davon kriegen über die einzigartig flauschigen Katzerln der Palmkatzerln zu streicheln. Wenn man diesen Natursamt unter den Fingern spürt, weiß man, dass alles gut wird und der Frühling kommt.

Ich kann einfach nicht genug davon kriegen über die einzigartig flauschigen Katzerln der Palmkatzerln zu streicheln. Wenn man diesen Natursamt unter den Fingern spürt, weiß man, dass alles gut wird und der Frühling kommt.

 

Ein Palmkatzerl wächst schnell. Wer also einen Schattenspender braucht – die Pflanze ersetzt den Sonnenschirm bald. Zum Glück, denn unterm Schatten eines Baumes zu träumen, ist doch vielfach feiner.

Es treibt so schnell, dass man's kaum glauben kann: Im Winter noch karg und kahl, schaut's 2 Monate später schon so aus. Und da kommt immer noch mehr.

Es treibt so schnell, dass man’s kaum glauben kann: Im Winter noch karg und kahl, schaut’s 2 Monate später schon so aus. Und da kommt immer noch mehr.

 

Und es treibt auch aus alten Ästen aus.

Frisches Grün aus altem Ast – zuhauf herrlich.

Frisches Grün aus altem Ast – zuhauf herrlich.

 

Das Palmkatzerl ist unkaputtbar. Egal, ob es der Weidenbohrer von innen auffrisst, der Specht sich die Weidenbohrer rauspickt oder ich in Panik einen Ast hässlich abschneide, weil er uns sonst um die Ohren fliegt – es treibt und treibt und treibt auch noch, wenn man es eiskalt kappt. Und:

Auch der Weidenzaun wächst.

Auch der Weidenzaun wächst.

Ja, man kann aus Weiden auch was bauen. Die eleganten langen Triebe, die das Palmkätzchen massig produziert, sind flexibel und wunderbar geeignet für Zäune, Tipis und noch mehr. Das macht man am besten im Frühjahr, bevor sie austreiben – viel Glück dabei, diesen Zeitpunkt zu erwischen. Leichter ist’s, einfach im Herbst loszulegen. Da ist es auch entspannter, denn im Gartenfrühjahr gibt’s ohnehin schon 1.000 Dinge, die man erledigt haben will. Die Weiden kann man dann so locker verstricken, dass es schön ist, wenn sie austreiben und die Löcher im Zaun zuwachsen. In meinen Fall will ich das nicht, ich werde den Trieb entfernen.

 

Hier labte sich Herr Specht. Zurecht – von so einer Weidenbohrer-Raupe kann ein kleines Vogerl sicher eine Weile zehren.

Mit dem Weidenbohrer-Befall kommt der Herr Specht. Der kleine Vogel kann von so einer 8 cm großen Weidenbohrer-Raupe sicher eine Weile zehren.

Was der Weidenbohrer ist? Ein Nachtfalter, der seine Eier vorzugsweise an Weiden ablegt. Die daraus entstehenden Raupen fressen sich dann gemütlich und jahrelang mitten durch die Äste, bis sie schlüpfen – und zu neuen Nachtfaltern werden, die wieder ihre Eier ablegen. Wer Holzspäne-Häufchen in seiner Weide entdeckt, nun ja, das ist ein deutliches Indiz für Befall. Da hat sich dann grad ein Frischling ins Freie genagt. Gegen die Biester tun, kann man nur wenig:

  • Einzeln umbringen. D.h. mit einem festen aber doch flexiblen Draht in die Bohrlöcher fummeln und hoffen, dass man die Raupen so ersticht.
  • Die befallenen Pflanzenpartien großzügigst abschneiden und dann – weit weit weg damit! Ja nicht auf den Kompost, sondern auf den Bauhof bringen oder – wenn das möglich und erlaubt ist – verbrennen. Ich persönlich würde auch nicht darauf vertrauen, dass die Eier oder Raupen vernichtet werden, wenn man die Äste verhäckselt.

Ich selbst habe mich dem Weidenbohrer übrigens ergeben. Soll er doch, wenn er meint zu müssen. Freilich kille ich Raupen, wenn ich eine sehe – oder lasse killen – aber gezieltes Vorgehen hat meiner Meinung nach keinen Sinn. Ich sehe die verfallende Weide als Heimat für all mögliches, auch nützliches Geviech und lasse der Natur der Dinge ihren Lauf. Letztes Jahr hab ich alle dicken Äste so weit zurückgeschnitten, dass kein Schaden mehr entsteht, sollte wo was runterkrachen und dieses „Pflegen“ wird so lange weitergehen, bis das Palmkatzerl aufgibt. Aber nachdem wir von einer Salweide reden, wird sie wohl nie aufgeben.

Weidenbohrer-Raupen am Schafott.

Weidenbohrer-Raupen am Schafott. Diese bunten Bengelchen hab ich in einem kleineren Palmkatzerl gefunden, das ich im Herbst 2012 kurz und klein gemacht hab, weil es schon so zerfressen und arm war, dass es mir leid getan hat.

 

Und der fertige Falter. Zum Größenvergleich eine Gartenschere.

Und der fertige Falter. Zum Größenvergleich eine Gartenscherenspitze.

 

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